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”Play like a girl”
Mädchensport bei Seitenwechsel
(von Itong Ehrke)

Seit 2000 bieten wir in Kooperation mit dem interkulturell feministischen Mädchenzentrum Rabia auch Sport für Mädchen an. Mädchen und junge Frauen im Alter von 10 bis 18 Jahren erhalten durch ein breites Spektrum von Kursen die Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren und so vielleicht „ihre“ Sportart zu finden. In unseren Übungsstunden erleben die Mädchen, dass Sportlichkeit keine Voraussetzung für Sporttreiben ist; sie sollen Spaß an der Bewegung finden und erfahren, dass sie mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Körperlichkeit willkommen sind.Wir legen bei der Auswahl der Übungsleiterinnen deshalb neben der Fähigkeit, gute Trainerinnen zu sein, Wert darauf, dass sie im Umgang mit den Mädchen eine reflektierte, mädchenparteiliche Haltung einnehmen.

Viele Mädchen erleben im Sport „Grenzerfahrungen”. Unser Ziel ist es, ihnen zu vermitteln, dass ihre Grenzen akzeptiert und ihre Ängste und Gefühle ernstgenommen werden. Nicht zuletzt im Wissen um die Gewalterfahrungen vieler Mädchen – von Beleidigungen bis zu Missbrauch ihres Körpers und ihrer Persönlichkeit – sollen unsere Sportangebote einen sicheren Rahmen bieten, in dem sich diese Erfahrungen nicht wiederholen. Weit mehr Jungen als Mädchen begeistern sich für den Sport. Aktuell setzt sich das Seitenwechsel-Mädchensportprojekt „Play like a girl“ konzeptionell und im „Feldversuch” mit den auch kulturell unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen für das Bewegungsengagement von Mädchen auseinander. Unser Anliegen ist es, Mädchen durch aktive sportliche Freizeitgestaltung gezielt und umfassend zu fördern. Während wir innerhalb unseres Vereines flexible Zugangsvoraussetzungen schaffen (Workshops, Mädchensport 35 AGs an Schulen, Training an öffentlichen Orten, keine Kündigungsfrist), um möglichst viele Mädchen zu erreichen, suchen wir gemeinsam mit anderen Gruppen im Arbeitskreis „Mädchen und Frauen im Sport“ nach Möglichkeiten, eine höhere Beteiligung von Mädchen zu erreichen. Mit der Teilhabe von Seitenwechsel an Veränderungen im gesellschaftlichen Feld Sport werden wir an dieser Stelle hoffentlich einiges in Bewegung bringen.

Mädchen brauchen für ihre persönliche Entwicklung positive Rollenmodelle bzw. Vorbilder, an denen sie sich orientieren können, und davon eine möglichst große Bandbreite. Das Konzept des von Seitenwechsel initiierten Sportfestes für Mädchen baut auf dieser Beobachtung auf. Das erstmals im Jahr 2002 organisierte Fest „Leyla rennt“ bietet neben einer Olympiade Vorführungen und Workshops an, in deren Rahmen Mädchen eine Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten sehen und ausprobieren können.

Als Akteurinnen bei „Leyla rennt” sind Frauen auf vielen verschiedenen Ebenen aktiv. Von der Organisation im Vorfeld, der Betreuung der Musikanlage, dem Einlass und der Ausgabe der Getränke über die Teilnahme als Sportlerinnen bis zur Anleitung der Workshops wird „Leyla rennt” von Frauen und Mädchen gemacht. Die Botschaft lautet: Weiblichkeit kann vielfältig sein.Wir hoffen, sowohl mit unserem Fest als auch mit unseren Sportangeboten das Rollenmodell „Frau” für Mädchen zu erweitern.

Sport für Mädchen ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wo immer es möglich ist, arbeiten wir daher mit anderen Vereinen und Projekten zusammen, um Mädchen in ihrer Persönlichkeitsbildung einen sicheren und freudvollen Rahmen zu bieten – ob bei Seitenwechsel oder anderswo.

Seitenwechsel bietet Mädchen derzeit Kurse in Boxen, Cheerleading, Fußball, Schwimmen und WenDo an. Weitere Angebote sind in Planung und können im Büro erfragt oder auf unserer Website eingesehen werden. Wir freuen uns auf neue Teilnehmerinnen!