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Räume – Zeiten – Ebenen
oder: „Wir wollten eben gerne mal tanzen ...“
(Andrea, Anja, Anne, Bea, Birgit, Christine, Jule, Katja, Nadja, Vesna)

Tanzimprovisation –
das ist die Vielfalt dessen, was sich durch den Körper, durch seine Bewegungen im Raum mit und ohne Musik als Tanz ausdrückt.

Dies setzt weder „Elfengleichheit“ noch „feenhafte Anmut der Körper“ als Bedingung oder Ziel voraus, sondern vielmehr die Freude an der Entdeckung eigener Bewegungssprachen. „Ich habe weder einen grazilen Tänzerinnenkörper noch ein überdurchschnittliches Bewegungstalent oder ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Aber ich liebe die Bewegungserfahrungen mit mir und den anderen“, so Bea, eine der Teilnehmerinnen.

Die heutige Tanz-Gruppe begann vor ca. 10 Jahren als sich selbsttrainierende Stockkampf- Gruppe. Stockkampf stellt vielleicht eine der tänzerischsten Kampfsportarten dar. Ausgelöst durch den Weggang der Trainerin, die die Frauen von Zeit zu Zeit hinzugezogen hatten, verschob sich im Herbst 2000 das Interesse innerhalb der Gruppe vom Stockkampf zum Tanz. „Wir wollten eben gerne mal tanzen“, beschreiben Katja und Birgit dieVeränderung in der Gruppe. Als Trainerin für die neue Gruppe wurde Andrea Hagedorn angefragt, die auch heute noch das Training anleitet.

Während in den „Tanz-Stunden“ zu Beginn noch überwiegend feste Abfolgen eingeübt wurden, setzten sie sich mit der Zeit immer mehr aus einer Mischung aus Bewegungsfolgen und frei gestalteten Sequenzen zusammen. Im Zentrum steht jetzt die Entdeckung der eigenen körperlichen Bewegungsmöglichkeiten und ihre Erweiterung durch das Spiel mit dem eigenen und dem fremden Rhythmus. Durch das Aufgreifen von Impulsen und die Offenheit für das, was der Augenblick bietet, entsteht eine Dynamik. „Die Atmosphäre ist nicht von professionellem Ehrgeiz geprägt und bietet Raum für einen spielerischen Zugang“, bemerkt Vesna. Andrea fügt hinzu: „Es geht für mich um die Suche nach der Leichtigkeit, darum, eine Tür zu mir zu öffnen und sie auch für andere offen zu halten – aber eben in Leichtigkeit.“ Und Birgit ergänzt: „Von ernst bis spielerisch ist alles möglich.“

Im Vordergrund des Tanzes steht also die körperliche Kommunikation mit sich und den anderen. Inwieweit nun bewirken oder fördern die vielfältigen musikalischen Impulse die Entstehung des eigenen Rhythmus, inwieweit überlagern sie ihn? Im Tanz, in der Bewegung gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. „Frau muss weder superfit noch superjung sein“, resümiert Anne, und Bea bemerkt ironisch: „Ich habe hier definitiv noch nie zu hören bekommen: ‚Du siehst aber heute gut aus, hast Du abgenommen?’“

Zentrales Moment in Andrea Hagedorns Konzeption der Stunden ist die bewusste Integration des Körpers in den eigenen tänzerischen Ausdruck – die Aufmerksamkeit für sich selbst und den anderen gegenüber ist dabei die Sache jeder einzelnen Teilnehmerin. Tanz ist schließlich eine Körpersprache, die sich für jede von uns immer wieder neu zusammensetzen und ausdrücken läßt.